Freiheit und Disziplin

« Es geht nicht darum, das Kind sich selbst zu überlassen, damit es tun kann, was es will, sondern ein Umfeld zu schaffen, in dem es frei handeln kann. »

Kinder entwickeln sich in einer ruhigen und zielgerichteten Umgebung. Es gibt keine Strafe oder Belohnung, sondern nur die Konsequenzen von Entscheidungen und Handlungen. Regeln werden zusammen in der Gruppe erstellt.

Das Material wird den Kindern in gut erreichbaren Regalen zur Verfügung gestellt. Jedes Kind hat die Möglichkeit, seine Tätigkeit entsprechend seiner Motivation auszuwählen und kann ein Material so lange verwenden, wie es möchte, um seinem Interesse gerecht zu werden. Die Montessori-Materialien bieten die Möglichkeit der Selbstkorrektur. Durch regelmäßiges Üben und Beobachten fokalisiert das Kind seine Aufmerksamkeit und entwickelt allmählich seine Konzentrationsfähigkeit. Erwachsene greifen nur bei Bedarf ein und schaffen ein Klima des Vertrauens, der Freude und der Freiheit.

Die Regeln des Zusammenlebens:

Ein Kind zwischen 6 und 12 Jahren ist sich bewusst, dass es Regeln respektieren soll – in seinem eigenen Interesse, im Interesse der Gruppe, und im Hinblick auf seine Entscheidungsfreiheit. Die Montessori-Methode empfiehlt, Regeln immer zusammen mit den Kindern zu gestalten. Regeln werden weder einseitig von den Erwachsenen auferlegt, noch tauchen sie überraschend aus dem Nichts auf. Wenn die Kinder vor vollendete Tatsachen gestellt werden, führt dies erfahrungsgemäß zu Frustration und Unverständnis, und die Missachtung der Regel ist vorprogrammiert.

Durch die Anwendung dieser einfachen Prinzipien sorgen wir für eine vertrauensvolle, entspannte und respektvolle Atmosphäre, in der die freie Wahl stattfinden kann. Wenn der Erwachsene unangemessenes Verhalten beobachtet, geht er langsam auf das Kind zu, begibt sich auf dessen Augenhöhe und erinnert es an die entsprechende Regel. Und das natürlich nur, wenn sich nicht bereits ein anderes Kind darum gekümmert hat…

Was die Konfliktlösung zwischen Kindern betrifft, so wird der Erwachsene ihnen geduldig zuzuhören, ihnen seine volle Aufmerksamkeit schenken und ihnen die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten der Wiedergutmachung (für die Jüngsten) vorzuschlagen: „Du kannst… oder du kannst auch…“.

6 bis 12-Jährige durchlaufen eine Phase der austauschorientierten Entwicklung, in der die Bedeutung der Gruppe und das Gefühl von Ungerechtigkeit von zunehmender Wichtigkeit sind. Folglich nehmen Konfrontationen und Konflikte mehr Platz im Alltag ein. Im Falle eines Konflikts wird der Erwachsene immer darauf achten, die Beziehung zwischen den Kindern zu „kitten“. Er wird ihnen versichern, dass er sie versteht und dass er weiß, dass sie nicht einer Meinung sind, aber er wird sie immer wieder an die Regeln erinnern oder sie bitten, über eine mögliche Wiedergutmachung nachzudenken. Auf diese Weise fühlt sich das verletzte Kind verstanden, unterstützt und ernst genommen, und das verletzende Kind hat die Möglichkeit, seinen Fehler wiedergutzumachen. Der Zeitpunkt der Wiedergutmachung liegt im Ermessen des Kindes, so dass es über sein Handeln nachdenken kann, sich der von ihm verursachten Verletzung bewusst wird, und sich überlegt, was es zur Wiederherstellung tun möchte (Zeichnungen, ein kurzer Brief, mündliche Entschuldigungen, Umarmungen usw.).

Auf diese Weise wird die Freundschaft nicht dauerhaft beschädigt; Groll oder Verbitterung werden vermieden. Ein Neuanfang ist möglich.